echtZEIT

eröffnung  :::      23.11.2023 ab 19:00 uhr 

ausstellungsaduer :: 07.01.2024 -  29.10.2023

öffnungszeiten :: montag, dienstag, samstag und sonntag von 18:00 -  21:00 uhr

von weihnachten bis inklusive neujahr haben wir geschlossen. 

finissage: sonntag, 07.01.2024   11-16:00 uhr

zeit bemerkt man meistens dann, wenn sie fehlt oder sich in die länge dehnt, am besten, und jetzt aufgepasst, gleichzeitig. an diesen sprachlichen begriffen lässt sich relativ einfach ablesen, das wir mit modellen arbeiten, um uns unsere realität greifbar zu machen. so fliessend diese also sind, bleibt der zweck derselbe. was im umkehrschluss bedeutet, das “echt" eben ganz viel mit vergangenheit, gegenwart und zukunft zu tun hat. wie linear das ganze wirklich von statten geht.. nicht nur darüber kann und soll man durchaus ins nachdenken kommen. wir befragten nicht wissenschaftler, sondern künstlerisch forschende zu dem themenfeld. eine momentaufnahme? vielleicht. sicher ist, sie haben viereinhalb wochen zeit, sich die auswahl anzuschauen. viel installation und objektkunst, performance, aber auch zeichnung und malerei, sowie video und photographie in der essenz ihrer möglichkeiten. danach ist's vorbei, dann wurde an der uhr gedreht, aber - wir kommen wieder, keine frage. nur diese ausstellung - die hätten sie dann verpasst. also lassen sie ihr FOMOfon doch einfach mal links liegen und machen einen ausflug. Lohnt sich. bestimmt.

teilnehmende künstler:innen 

anja gebauer, finn geiger, frank linders, gerald chors, heidundgriess, lars röper, luca laurora, mariella kerscher, peter nikolaus heikenwälder, stefan mildenberger, sylvia henze

weiteres auf

https://www.facebook.com/xponart sowie auf instagram xponartgallery 

Durch offensichtliches Unterlassen von lesbarer Erzählung entsteht in PETER NIKOLAUS HEIKENWÄLDERs Malerei eine Form von abstrakter Erzählung. Der lange Entstehungsprozess wird durch die vielen sich überlagernden Farbschichten des Bildes dokumentiert und die Zeit somit komprimiert. Wenn auch Bildelemente Bewegungen und Beziehungen im Raum andeuten und das Verschwinden und wieder Auftauchen dieser denkbar ist, bleibt das Bild doch eine ungelöste Momentaufnahme der Erzählung, das ist der trügerische Echtzeit-Moment. 

"Im Sommer 2021 hatte ich J-131, ein radioaktives Jod-Isotop mit einer Halbwertszeit von 8 Tagen, im Körper. Für die Dauer der Aufnahme durch den Körper, oder genauer, der gezielten Zerstörung von Teilen dessen und der Ausscheidung des Materials durch denselben, befand ich mich in Strahlenquarantäne. Ich hatte also Zeit genug, diesen vermutlich für mich einzigartigen Moment, mit Radioaktivität in direkten Kontakt zu sein, festzuhalten. Dieses Unsichtbare zu visualisieren faszinierte mich. Entstanden ist eine begrenzte Serie von Polaroids, die in der Intensität des jeweiligen Ergebnisses die Halbwertszeit und Strahlung des Materials entsprechend visualisieren. Ich habe dabei weder photographiert, noch mit Licht gemalt. Ich habe nur mit Körperflüssigkeiten gespritzt." berichtet GERALD CHORS.

LUCA LAURORA untersucht in seiner Arbeit die Interaktion zwischen Menschen, technologischen Infrastrukturen und Wirtschaftsmodellen und wie diese den Raum und die Zeit unseres Lebens prägen. Anstatt zu versuchen diese Konzepte zu veranschaulichen, widmet er sich in seinen Arbeiten Fragmenten alltäglicher Erfahrungen, die isoliert für sich betrachtet minutiös genau betrachtet werden. Die Möglichkeit, Zeit mit einer einzigen Zahl darzustellen, wird von der Unixzeit abgeleitet. Die Unixzeit ist die standardisierte interne Zeitdarstellung in Computern und basiert auf einer linearen, quantifizierbaren Vorstellung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. 

FINN GEIGER untersucht mit seiner Arbeit die Implikationen einer fiktiven Zeitmessung, bei der Herzschläge statt Millisekunden gezählt werden. Ein Zusammenspiel aus imaginativer Reise und digitaler Annäherung in Echtzeit schafft 

ANJA GEBAUER per Liveübertragung einer Webcam aus den ihr heimatlichen Alpen. Neben ausgewählten Zeichnungen und Malereien zum Thema stellt sie deren Unverfügbarkeit in Frage und spielt dabei auch mit René Daumals Romanfragment des - menschlich unbezwingbaren - Berg Analog. Zur Vernissage und ca. alle 14 Tage während der Ausstellung fertigt sie Zeichnungen aus der Ansicht dieser Webcam an, die in die Schau einfließen und somit eine künstlerische Annäherung und/oder Dokumentation der sich verändernden Gebirgslandschaft abbilden, der sie sich gleichzeitig zu ihrem Umzug von Hamburg nach Salzburg erneut annähert. 

Landschaft auch bei FRANK LINDERS. Er schreibt zu seiner 2-teiligen Langzeitbelichtung "Der digital beschleunigte Mensch ist ein in einem virtuellen Glashaus gefangenes Leistungssubjekt, welches mit ständig fortschreitender Optimierung der Ökonomie der Zeit das Jetzt verbilligt und die Dauer verteuert. Demzufolge ist die Verfügbarkeit von Zeit einer künstlich dynamisierten Verknappung unterworfen, welche die Leistungsfähigkeit sämtlicher Lebensadern bedroht." 

MARIELLA KERSCHER arbeitet mit organischen Materialien (wie z.B. Plazenten oder Muttermilch), die die Zeit sichtbar machen und in ungewohnten Bildern erfahrbar werden. Die Gleichzeitigkeit von Wachstum und Verfall verdichtet sich in verschiedenen Medien: Das Video Verse zeigt eine Plazenta von Innen. Die auf Papier gesammelten „essenziellen Flüssigkeiten“ (Muttermilch, Blut, Honig, Wasser, …) verbinden sich als heterogenes Gemisch nur teilweise und entwickeln ihre Strukturen auf dem Untergrund. 

SYLVIA HENZE ergründet in ihrem Projekt "Zeit I en" den Begriff der Zeit. In ihrem Video ist Porzellanerde ungehärtet durch das Feuer unmittelbar der Kraft des Wassers ausgesetzt. Das Wasser lässt im langsamen Zerfall neue Formen und skulpturale Bilder entstehen. Das Echtzeitvideo lässt den Betrachter neue Zeitrelationen und eine unmittelbare Konfrontation mit den Kräften der Natur empfinden. „In diesem von Sylvia Henze initiierten und gefilmten Werk finden die unterschiedlichsten Themen zur Allianz: Zeit und Schöpfung, Werden und Vergehen, Maske und Metamorphose, Wirklichkeit und Wahrheit“ schreibt der Autor Michael Stoeber. 

„Wir schaffen das!“, sagte Angela Merkel 2015 über die zunehmende Integration von Flüchtlingen in Deutschland. Verlangsamen wir ihre Worte, dringen unter die Oberfläche der Sprache, wird hörbar: Der Wind über dem Mittelmeer. Das Vibrieren der Bootsrümpfe. Zitternde Menschen. Eine Soundinstallation von LARS RÖPER

HEIDUNDGRIESS (Alexandra Grieß und Jorel Heid) bilden seit 2011 ein Duo, das interdisziplinär Kunst, Architektur und Design kombiniert. Ihr Schwerpunkt liegt auf interaktiven Installationen und Interventionen im öffentlichen Raum wie in Kunstgalerien. Inhaltlich setzen sie sich seit einigen Jahren mit den vielfältigen Definitionen und Interpretationen des Begriffs "Natur" auseinander und analysieren, inwieweit dieser Begriff individuell, kulturell geprägt oder als marktwirtschaftliche Idee betrachtet wird. "Ups and Downs II" ist eine kinetische Installation, die eine segmentierte Fichte in einer kontinuierlichen Schleife aufrichtet und wieder kollabieren lässt. 

In der Werkgruppe "How Not To Be Face Recognized (More Than A Look)" befasst STEFAN MILDENBERGER sich mit den Gesichts-Filtern diverser Apps. (Snapchat, Instagram, Tiktok, ect.) Während der Performance malt Mildenberger mit Farbe und Pinsel abstrakte Muster auf sein Gesicht und bricht somit nach und nach die Gesichtszüge. Die Funktion des AR-Filters wird gestört und er fängt an zu zittern und zu verblassen. Wird der Gesichtsfilter verschwinden? Die fortlaufende Video-Serie "Liquid Porn" setzt sich mit der Idee einer post-pornografischen Ära auseinander und wurde inspiriert durch „Post Porn Politics – The Symposium Reader“, welchen Tim Stüttgen im Jahr 2009 veröffentlichte. Während man das Video " Liquid Porn Chapter I" anschaut sieht man 33 Bilder, die zusammenhängend als Band, von rechts nach links laufend, animiert sind. Mildenberger hat diese Bilder kreiert, in dem er einen Monitor abgescannt hat, während darauf eine Pegging-Szene eines pornografischen Filmes lief.